Das Leben, darum sollten sie sich kümmern

 

Ich würde zwei Grunderfahrungen der Stadtplanung mit Ihnen teilen. Die erste ist eine mittlerweile vielfach belegte Erkenntnis: Erst formen wir unsere Städte, dann formen sie uns.

 

Zweitens: Mehr und breitere Straßen führen zwangsläufig zu mehr Autoverkehr in der Stadt. Weniger Straßen und weniger Parkplätze hingegen schaffen Platz für Radfahrer, Fußgänger, Cafés und Plätze, kurz: das Leben. Darum sollten Sie sich kümmern.

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Wo aber eine Stadtplanung den Autofahrern Platz wegnimmt, muss sie sich auf gewaltige Proteste gefasst machen.

Deswegen sollte sie behutsam vorgehen.

 

Hier in Kopenhagen hat die Stadtplanung kontinuierlich Jahr für Jahr zwei bis drei Prozent der Parkplatzflächen gestrichen. Auf diese Weise eroberten Radler und Fußgänger die Stadt nicht in einem einzigen brutalen Handstreich, sondern in vielen Trippelschritten. Dies war ein wesentlicher Grund für unseren Erfolg.

 

Denn auf diese Weise war der Umbau zwar stets spürbar, aber nie schmerzhaft.

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Das Leben in einer Stadt ist ein komplexer und sich selbst verstärkender Prozess. An einem bestimmten Ort passiert etwas, was wiederum zu noch mehr Aktivitäten führt, und so weiter. Manchmal beginnt es mit einem Gemüsehändler, der seine Obstkisten nach draußen räumt, es kommen Kinder, die auf dem Gehweg spielen, irgendjemand pflanzt ein Beet, und so geht es weiter. Unsere Studien zeigen, dass Menschen dorthin gehen, wo andere Menschen sind. Das ist banal, aber entscheidend für das Funktionieren einer Stadt.

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Jan Gehls Buch „Städte für Menschen,“ Januar 2015 im Jovis Verlag; 288 Seiten; 32 Euro

 

https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2014/genuss/die-menschen-in-bewegung-setzen

 

Foto: Pixabay

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