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Systemisch bedingte Altersarmut betrifft vorrangig Frauen

Fast jede zweite Rentnerin bekommt nur eine Niedrigrente. Altersarmut ist vor allem eine Gefahr für Frauen.

 

Dass das beschlossene "Rentenpaket" der Bundesregierung hier tatsächlich der ganz große Wurf gegen das Problem der Altersarmut ist, bezweifeln Kritiker.

 

Werden die modernen berufstätigen Frauen es später einmal besser haben? Eine Analyse.

 

Wer heute schon das Gefühl hat, er habe ständig zu wenig Geld, obwohl er doch arbeiten geht, der sollte einmal über diese Zahl nachdenken: 606 Euro im Monat.

Das klingt nicht, als ob man davon wirklich leben könnte, aber so hoch ist die durchschnittliche Rente, die Frauen hierzulande laut Zahlen der deutschen Rentenversicherung von der gesetzlichen Rentenkasse ausgezahlt bekommen.

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Wie kommt es zur Altersarmut?

1. Dauer der Berufstätigkeit und das Einkommen

Während das Gros der Männer hier auf 40 bis 50 Berufsjahre kommt – in denen Rentenbeiträge gezahlt wurden – und im Schnitt auf insgesamt 47 Entgeltpunkte, kommen Frauen zurzeit nur auf etwas mehr als 20 Entgeltpunkte.

Rentnerinnen aus den Westbundesländern brachten es selten auf mehr als zehn Berufsjahre, Ostfrauen immerhin auf 35 bis 50 Jahre im Job.

Dennoch, so sagt die Statistik der Rentenversicherung: Auch langjährige Einzahlerinnen in die Rentenkasse bekommen wegen ihrer durchschnittlich geringeren Löhne zurzeit nur gut 1.060 Euro Rente. Das sind rund 400 Euro weniger als langjährig versicherte Männer.

 

2. Familienstand und Kinderzahl

Während Männer einen "Heiratsbonus" haben, weil sie mehr arbeiten, wenn sie Frau und Kinder haben, sind bei verheirateten Frauen – und vor allem Müttern - die Renten durchweg niedriger wegen ihrer geringeren Erwerbstätigkeit.

Einen Grund dafür sehen Kritiker im Ehegattensplitting. Es begünstigt das Modell des Einverdienerhaushalts und macht das Weiterarbeiten für den Partner umso unattraktiver je mehr er verdient.

Verheiratete Frauen haben einen "Heiratsmalus", sie bekommen im Vergleich zu unverheirateten Frauen rund 200 Euro weniger Rente. Bei verheirateten Frauen mit Kindern ist die Rente sogar nur ein Drittel so hoch wie bei kinderlosen Rentnerinnen.

Es zeigt sich, "dass längere Unterbrechungen zur Kinderbetreuung selbst bei vorheriger und anschließender Vollzeittätigkeit häufig in niedrige Renten führen", sagt Martin Brussig.

Arbeiteten Frauen nach längerer Kinderpause lange in Teilzeit, so hatten sie "zu 89 Prozent niedrige Renten". Stiegen sie schnell wieder in den Beruf ein, waren sie "nur" zu 50 Prozent von niedrigen Renten betroffen.

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3. Ausbildung und Berufsstand

Personen ohne abgeschlossene Lehre sind viel häufiger von Niedrigrenten betroffen als jene mit Berufsausbildung.

Bei Akademikern ist die Rentenhöhe im Schnitt am höchsten und die Armutsgefährdung sehr viel geringer ausgeprägt.

Außerdem scheint die Betriebsgröße eine entscheidende Rolle zu spielen: Niedrigrentner haben zuvor überproportional häufig in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern gearbeitet.

Je größer der Betrieb, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass noch Betriebsrenten oder andere Altersbezüge gezahlt werden. Oder die Löhne generell höher sind.

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 "Eine besondere Risikogruppe sind außerdem die geschiedenen Frauen", sagt Soziologin Möhring, "vor allem, wenn sie bis zur Rente nicht wieder heiraten."

 

Wer im Alter alleine lebt, hat generell ein höheres Risiko, im Alter als arm zu gelten. Vor allem wenn er hohe Großstadtmieten bezahlen muss.

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Den vollständigen Artikel, von Nadine Oberhuber,  findest du unter:

https://web.de/magazine/wirtschaft/niedrigrenten-altersarmut-frauen-ungerechtigkeit-system-33282346

 

Foto: Pixabay

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